25.02.2011 | Rengsdorf

Alpinotype Zerrklüfte des Rheinischen-Schiefergebirges

Von Bergkristallen und Apatiten

Wenigen ist bekannt, dass es im Rheinischen-Schiefergebirge manchen Orts alpinotype Zerrklüfte mit sehr guten Quarzkristallen und Begleitmineralien gibt.

Die Verbreitung dieser Zerrklüfte ist nicht gleichmäßig. Nur an wenigen Stellen lohnt sich das Suchen, nach den teilweisen Kristallführenden Zerklüften. Die nötigen Gesteinsaufschlüsse im Schiefer- und in der Grauwacke sind meistens an schroffe Täler gebunden. Anderenorts stehen die Aufschlüsse mit erloschenen Erz- oder Schieferbergwerken in Verbindung. Im Bereich des Mittelrheingrabens zwischen Kestert und Bacharach finden sich an vielen Stellen alpinotype Zerrklüfte. Sie werden auf beiden Rheinseiten gelegentlich angetroffen. Berühmt geworden durch schöne Bergkristallstufen in Verbindung mit Karbonaten und Erzen ist die Grube Consolidierte Gute Hoffnung „Prinzenstein“. Der Dachschieferbergbau bei Kaub lieferte sehr ähnliche Stücke. Im Wispertal und dessen Seitentälern finden sich ebenfalls reichlich Zerrkluftvorkommen, so z. B bei Gerolstein, Espenschied usw. Weitere Zerrkluftvorkommen befinden sich im Bereich Singhofen und Miehlen. Speziell der Grauwacke-Steinbruch der Firma Beck bei Miehlen war als Fundstelle für Quarz, Bergkristall und Chloritquarz bekannt. An der Mosel finden sich vereinzelt auch Zerrkluftvorkommen. Speziell im Peterswalder-Bachtal und in dem Tagebau des Dachschieferbergwerkes bei Altlay treten sie auf. Die alten Blei- und Zinkerzbergwerke bei Tellig und Altlay waren ebenfalls für Zerrkluftbildungen und schöne Mineralien bekannt. Die alpinotypen Zerrklüfte kommen sowohl im Devonischen Schiefer als auch im Grauwacke-Gestein vor. Sie sind zum großen Teil mit massivem, milchigem Quarz ausgefüllt. Nur dort wo sich Restholräume in der Zerrkluftfüllung erhalten haben konnten Mineralien frei wachsen. Die mittlere Größe der kristallführenden Hohlräume liegt bei einem Durchmesser von ca. 10 cm. In seltenen Fällen erreichen die Hohlräume auch eine Größe von über 1,00 m. Die großen Hohlräume sind meist spaltenförmig ausgebildet. Viele Holräume sind mit Lehm oder Weichmanganerzen ausgefüllt, selten mit festem Chloritsand. Leider sind viele Kristalle und Stufen durch Verwitterungs-Prozesse schon sehr in Mitleidenschaft gezogen und mehr oder weniger stark beschädigt. oberflächennahe Funde sind durch Frost und in den Hohlraum eingedrungene Wurzeln häufig beschädigt. Andere Stücke wurden durch tektonische Einflüsse von den Wänden der Kluft abgesprengt und konnten nicht wieder verheilen. Quarzkristalle aus oberflächennahen Funden sind vielfach mit Eisenoxid überzogen und müssen sehr zeitaufwendig gereinigt werden. Die den Quarz begleitenden Mineralien sind oberflächennah meistens schon völlig weggelöst oder oxidiert. Das bei weitem häufigste Mineral ist der Quarz. Er bildet neben Milchquarzen auch schöne Bergkristalle. Kristalle im Größenbereich einiger Zentimeter sind die Regel. In Ausnahmefällen treten aber auch Kristalle von 20 cm und mehr auf. Meist handelt es sich um Einzelkristalle und kleine Gruppen. Große Stufen sind weitaus seltener und können leider nur sehr selten geborgen werden. Die Kristalle, die sich im laufe der Zeit von der Kluftwandung gelöst haben und anschließend lose weiterwuchsen, nennt man Schwimmer. So konnten sich neben Schwimmerstufen und Doppelendern zum Teil sehr außergewöhnliche Kristallformen bilden. Sogenannte Scherben und Messerquarze sind für die Gegend des Mittelrheins typisch. Sie sind durch Absplitterung und Rekristallisation einzelner Kristallteile entstanden. Als weitere Besonderheit treten durch Schiefereinschlüsse grau gefärbte Phantomquarze auf. Solche mit grünen Chloritwolken und Chloritphantomen sind auch gelegentlich zu finden. Fadenquarze und Zepterkristalle sind sehr selten, treten aber gelegentlich auch hinzu. Die häufigsten Begleitmineralien, die neben Quarzen in schönen Kristallen und Stufen auftreten sind: Ankerit, Albit, Apatit (selten), Baryt (selten und nur in Altlay), Bleiglanz (selten), Calcit, Chlorit, Dolomit, Fahlerz (sehr selten), Kupferkies, Pyrit und Zinkblende (selten).

Selber Suchen und heutige Fundmöglichkeiten

Wer in einem der Sammelgebiete suchen möchte sollte sich zuerst mit den Örtlichkeiten vertraut machen. Hierzu eignen sich die passenden topographischen Karten in 1:25000. Für das Loreleygebiet die Karten 5811 (Kestert), 5812 (St. Goarshausen) und 5912 (Kaub). Für das Wispertal die Karten 5913 (Presberg), 5813 (Nastätten) und ebenfalls die Karte von Kaub. Für die Gegend um Miehlen und Singhofen die Karten 5713 (Katzenellenbogen) und 5813 (Nastätten).

Des Weiteren sei erwähnt, dass das Öffnen einer kristallführenden Klufttasche mit viel arbeit verbunden ist und das passende Werkzeug Vorraussetzung für den Erfolg ist. Das Arbeiten am teilweise sehr massiven Quarz ist mit dem Strahlen in den Alpen zu vergleichen. Aus Rücksicht sei noch zu erwähnen keinen Müll an den Fundstellen liegen zu lassen und keine Fallgruben unverfüllt zurück zu lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

HPIM5686